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Über den Wolken von Oberstdorf - mein erster Tandemgleitschirmflug



Es ist jetzt schon fast 10 Jahre her, dass wir alle mit unserem Studium in Augsburg begonnen haben und wir „Fünf-Freunde“ uns jetzt schon eine halbe Ewigkeit kennen. Da wir alle verstreut in Deutschland leben, sehen wir uns leider nicht mehr so häufig. Aber wenn es dann soweit ist, fühlt es sich an wie früher und als hätten wir uns nie nicht gesehen. So langsam kommen die runden Geburtstage immer näher und Inas Geburtstag war ein schöner Anlass für ein Wiedersehen. Wir haben uns alle für ein Wochenende in Oberstdorf getroffen, haben eine Hütte gemietet und viel Zeit miteinander verbracht. Es wurde viel gelacht, getrunken und gegessen. Natürlich haben wir auch die tolle Landschaft genossen und am Sonntagmittag kam dann das Highlight schlechthin:

Ina und ich haben uns für einen Tandemgleitschirmflug angemeldet und uns damit einen langersehnten Traum erfüllt. Ich habe schon immer von einem Fallschirmsprung geträumt, da ich aber schon ein kleiner Angsthase bin, hat sich das in den letzten 28 Jahren nie ergeben. Und so schnell werde ich mich glaube ich auch nicht aus einem fliegenden Flugzeug stürzen. Gut, dass es die schonendere Variante des Gleitschirmfliegens gibt. Auf die bin ich dank einem Artikel in der Zeitschrift Geo gestoßen. Der Artikel hat mich so fasziniert und vom Fliegen träumen lassen. Da hat es sich natürlich super angeboten, dass in Oberstdorf Gleitschirmfliegen so populär und DAS Freizeitangebot ist. Die Allgäuer Bergwelt aus einer anderen Perspektive zu sehen und dabei lautlos durch die Luft zu gleiten, ein Traum der wahr wird. Wir haben uns für einen Flug mit Fly-Zone entschieden und es war einfach meeeega cool!
Der Himmel über Oberstdorf voller Gleitschirmflieger
Wir haben uns mit den Tandempiloten um 12 Uhr am Parkplatz direkt an der Landewiese getroffen. Ein Blick in den Himmel hat sofort verraten, dass optimales Flugwetter herrscht, denn der Himmel war voller Gleitschirme.
Treffpunkt mit dem Flyzone-Team
Nach einem kurzen Kennenlernen  hat jeder von uns sein „Gepäck“ bekommen und wir haben uns auf den Weg zur Nebelhornbahn gemacht. Während der Fahrt wurden das Wetter und der Wind geprüft und wir haben uns mit den Piloten dazu entschieden, bis ganz hinauf auf das Nebelhorn zu fahren und von dort zu starten. Unten im Tal hatten wir herrlichen Sonnenschein und T-Shirt Wetter. Oben auf dem Berg waren die Skipisten noch geöffnet und es lag noch einiges an Schnee. Natürlich wurde die Luft auch deutlich frischer, aber die Sonne strahlte auch auf dem Nebelhorn fleißig.
Vollbepackt in der Warteschlange der Nebelhornbahn 
Nebelhornbahn
Blick nach unten aus der Nebelhornbahn
Jeder von uns hat eine detaillierte Einweisung bekommen – wie genau verhält man sich beim Start, was darf man nicht machen, wie geht es in der Luft weiter… .
Je mehr Informationen ich bekam umso nervöser wurde ich. Zu Beginn habe ich von Schelli (meinem Tandempiloten) einen Ganzkörper-Anzug (Flugoverall) und Helm bekommen, der vor Wind und Kälte schützt – nicht schön, aber nützlich! 
Nicht schön, aber selten!
Und dann ging es auch schon los. Erst mussten wir ein Stück zu Fuß die Skipiste hinunter laufen, ohne auf dem Hintern zu landen. Etwas abseits der Piste an einem steilen Hang wurden dann die Gleitschirme ausgelegt und Pilot und Schützling mit den Gurten und dem Schirm verbunden. 
Abstieg zum Startplatz
Sammelplatz abseits der Piste - vor dem Start
Auslegen des Gleitschirms und Kontrolle der Seile
Ina wird mit Karabinern mit ihrem Piloten und dem Gleitschirm verbunden



Jetzt hieß es warten, auf die perfekte Böe und das Kribbeln im Bauch ist immer stärker geworden. Und dann hat Schelli auch schon geschrien, jetzt geht’s los! Laufen, laufen, laufen! Jetzt: renn so schnell du kannst, nicht aufhören. So ging es dann den Berg hinunter. Der Schirm hat sich vom Boden gehoben und je höher er in die Luft stieg umso stärker hat man den Wiederstand gespürt. Es ist super wichtig so lange zu rennen, bis der Pilot sagt, man kann sich jetzt in den „Sitz“ setzen und es sich bequem machen. Da ich ja immer mache was man mir sagt, sind wir schon längst vom Boden abgehoben und meine Beine sind immer noch gerannt! Sah bestimmt etwas bekloppt aus! Der Start war ganz schön spannend und aufregend. Das schöne ist, es ist kein Sprung ins Leere. Man hebt langsam vom Boden ab und gleitet in die Luft. 
Ich beim Startlauf
die ersten Sekunden in der Luft
Die ersten Sekunden in der Luft waren noch etwas wackelig, bis ich „bequem“ und „entspannt“ in dem Sitz saß und natürlich meine Go-Pro richtig ausgerichtet hatte. Das ist natürlich das wichtigste bei so einem Flug. Ich muss ja alles für die Nachwelt festhalten! Ja und dann sind wir durch die Luft geschwebt. Gaaanz langsam. Es hat sich angefühlt als wären wir auf einem ruhigen See. Ein unbeschreibliches Gefühl von grenzenloser Freiheit war das! Einfach herrlich. Man spürt den Wind im Gesicht und genießt die Ruhe da oben, weite weg von dem ganzen alltäglichen Trubel. Der ganze Flug ging über 35 Minuten und ich hatte genügend Zeit die Landschaft zu genießen. Auf der einen Seite schneebedeckte Berge und die Gipfel des Allgäuer Hauptkamms und auf der anderen die Oberstdorfer Täler mit den grünen Wiesen die bald zu blühen beginnen. 
Panorama-Blick vom Nebelhorn
Natürlich gab es während dem Flug auch bisschen Action und Adrenalin. Wir bzw. Schelli, der die ganze Arbeit hatte, ich musste ja nur sitzen, hat die Thermik genutzt um uns höher steigen zu lassen. Teilweise sind wir mit 5 Meter pro Sekunde aufgestiegen. Dort oben wurde es immer kälter und auch ziemlich neblig. Das Nebelhorn muss ja auch seinem Namen alle Ehre machen! Wir sind von einer Bergkette zur anderen gegleitet, über mehrere Gipfelkreuze hinweg. Gegen Ende hat Schelli dann seine Flugkünste ausgepackt und wir sind so Art „Schrauben“ geflogen, um die eigene Achse, immer schneller werdend, bis man die G-Kräfte so richtig spüren kann. Achterbahnfahren ist ein Witz dagegen. Weil mir das so viel Spaß gemacht hat, haben wir das gleich drei Mal hintereinander gemacht. Die Leute unten konnten mich bestimmt hören! Aber man muss ja die Freude rauslassen! Das war wirklich meeeega cool! Durch die Schrauben verliert man aber ziemlich schnell, sehr viel an Höhe und mein erster Gleitschirmflug ging dann auch schon Richtung Landeplatz. Noch in der Luft habe ich eine wirklich kurze Einweisung für die Landung bekommen. Das ging alles sehr schnell und war easy! 
rechts bin ich

Der Landeanflug

Ich war mehr damit beschäftigt, nach meinen Freunden Ausschau zu halten, die mich fotografierten. Denn man muss ja schließlich gut aussehen auf den Bildern. Als die Erde mich wieder hatte wollte das Strahlen in meinen Augen gar nicht mehr verschwinden. Ich habe mich noch ewig lange wie in einem benebelten, sehr schönen Zustand gefühlt, bis auch mein Geist wieder auf dem Boden angekommen ist! Das war wirklich ein Traum!
nach der Landung noch etwas wackelig auf den Beinen und noch beflügelt vom Rausch des Fliegens
Nach der Landung - die Ausrüstung ist wieder verstaut und Go-Pro fest im Griff
Mein Fazit: auf jeden Fall nochmal und am Besten ganz bald! Der Flug ging ca. 35 Minuten und hat 178€ gekostet. Nicht billig, aber das Geld auf jeden Fall Wert, denn es war eine einmalige Erfahrung und ein Erlebnis, das ich nicht missen will. Es gibt auch immer die Möglichkeit ein Foto-/Videopaket zu buchen. Da macht dann der Pilot während dem Flug Bilder und Videos mit der Go-Pro. Da ich eine Go-Pro dabei hatte, konnte ich mir das Geld sparen. Hoch motiviert hatte ich auch noch meine Spiegelreflex Kamera um den Hals, aber ich war den ganzen Flug über so nervös, dass ich mich nicht getraut habe, die Kamera rauszuholen, denn ich hätte ja ganz zufällig einen überlebenswichtigen Karabiner öffnen können! Beim nächsten Flug weiß ich, das kann nicht passieren und ich werde dann entspannt gaaaanz viele tolle Bilder machen.

Jetzt gibt es dieses Video von meinem Flug, das ich etwas geschnitten habe:

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