Swift

Auf dem Weg nach Rajasthan: Mandawa und Bikaner (Rattentempel)

Am dritten Tag stand uns die erste lange Autofahrt bevor, von Delhi nach Mandawa. Die Strecke beträgt eigentlich nur 250 km, was hier in Deutschland in gut zwei Stunden machbar ist, dauert in Indien gut das dreifache. Angesetzt waren 6 Stunden Fahrzeit für 250 km, uff, wie werden dann erst die über 400 km von Udaipur nach Jaipur werden?
Die erste Etappe im Auto ließ schon erahnen, was die nächsten drei Wochen auf uns zu kommt: sehr schlechte Straßen, keine Fahrbahnbegrenzung, wildlaufende Kühe auf der Straße, Menschen auf der Straße, LKWs ohne Ladungssicherung... Uns war klar, es wird viel zu sehen geben und wir müssen unsere Kamera parat halten, um das unglaubliche festzuhalten, sonst glaubt uns das später ja keiner!

Kurz vor Sonnenuntergang sind wir in Mandawa, dem bekanntesten Ort der Region Shekhawati, angekommen. Hier gibt es sehr viele bemalte Häuser, die Painted Havelis.

Painted Haveli in Mandawa

Painted Haveli in Mandawa

Innenhof eines Painted Haveli in Mandawa


Ausblick über Mandawa von einem Painted Haveli

Detailansicht einer Fassade

Detailansicht einer Fassade

Detailansicht einer Fassade
Wir hatten ein super schönes Hotel in Mandawa, das Mandawa Heritage.
(Bild Hotel)
Eigentlich gibt es außer den bemalten Häusern nicht viel in Mandawa zu sehen (Stadtführung 200 IRP p.P.). Wir haben uns aber trotzdem für einen Stop entschieden, um die lange Fahrt von Delhi nach Bikaner zu splitten.

Am nächsten Morgen ging es dann auch schon weiter nach Bikaner: 250 km, 6 Stunden Fahrzeit. Die Straßenverhältnisse waren überraschenderweise auf diesem Abschnitt ok. Das sollte aber auch eine Ausnahme bleiben. In Bikaner hatten wir eins der schönsten Hotels der ganzen Reise (Hotel Harasar Havel) mit einem super Abendessen (600 IRP p.P.), bei dem wir einmal quer durch die Karte geordert haben.
Ausblick von der Dachterrasse des Hotel Harasar Havel in Bikaner
Detailansicht

Gleich nach Ankunft in Bikaner haben wir den Tag genutzt und uns das Junagarh Fort (350 IRP p.P.) angeschaut. Ja, es lässt sich schon erahnen, dass es sich in Rajasthan viel um alte Forts und Maharaja Paläste dreht, die wir auf unserer Reise zum Großteil besichtigt haben. Ob sich das alles lohnt, oder man sich manche davon auch sparen kann findest du auf meiner Fazit Seite zu Indien.
Junagarh Fort in Bikaner

Junagarh Fort in Bikaner
Nebengebäude des Junagarh Fort


Innenhof Junagarh Fort
jährliche Anzahl Besucher des Junagarh Fort in Bikaner

DETAIL INFO JUNAGARH FORT

Hier in Bikaner ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass es optische Unterschiede bei den Menschen gibt, je Region. Bei manchen Männern hier in Rajasthan könnte man meinen, dass sie aus einer alten Maharaja Geschichte entsprungen sind und ihr Kostüm und Bart einfach anbehalten haben.


Gegen Nachmittag haben wir uns dann gemeinsam mit Chander auf den Weg in das ca. 30 km entfernte Deshnok gemacht. Dort steht der Karni-Mata-Tempel, auch über Indiens Grenzen hinaus bekannt als der „heilige Rattentempel“. Dieser hinduistische Tempel ist der Reinkarnation der Göttin Durga gewidmet (die verstorbenen Seelen werden als Ratten wiedergeboren) und in ihm leben ca. 20.000 Ratten.
Schon während der Fahrt stieg meine Nervosität, denn Ratten gehören weiß Gott nicht zu meinen Lieblingstieren. Wer mich kennt weiß, dass ich eigentlich gar keine Tiere mag. Aber wir haben uns gesagt, wenn wir schon in der Nähe sind, dann müssen wir uns das unbedingt anschauen, denn so etwas gibt es kein zweites Mal. Eigentlich wollte Chander nicht mit uns in den Tempel kommen, da meine Nervosität aber langsam in Panik überging hat er mich an die Hand genommen und ist mit mir ganz mutig in die Tempelanlage. Davor mussten wir natürlich unsere Schuhe ausziehen, pfui pfui pfui, aber uns als Touristen war es erlaubt wenigstens unsere Socken anzubehalten. Mental hatte ich mich schon auf einen Tempel vorbereitet, dessen Boden man vor lauter Ratten nicht sehen konnte.
Eingang zum Karni-Mata-Tempel
Doch so schlimm war es gar nicht. Die ersten paar Minuten waren mehr als gewöhnungsbedürftig, weil wir aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen sind und zudem eine Attraktion für die Hindus in dem Tempel waren. 20.000 Ratten sind schon eine Menge, aber sie saßen immer in Grüppchen um Schalen mit Milch oder etwas anderem undefinierbaren.
Heilige Ratten an einer Schale mit Futter
Manchmal sind sie dann aber wild und quer durch die ganze Anlage gerannt und man musste wirklich aufpassen, dass man nicht unter Zeugen auf eine der heiligen Ratten tritt und sie kaputt macht. Man sollte sich auf jeden Fall langsam bewegen und immer auf den Boden schauen, denn die Ratten sind alles andere als scheu und es könnte passieren, dass sie einem über die Füße rennen, was aber wiederum Glück bringen soll.


Großes Glück bringt auch, wenn man eine der sehr seltenen weißen Ratten entdeckt. Leider blieb uns beides verwehrt. Die Ratten werden nur in diesem Tempel als heilig anerkannt, in der freien Natur oder in der Stadt gelten Ratten nach wie vor als nicht gern gesehene Schädlinge. Zum Schutz vor Fressfeinden wird der Tempel nach oben hin durch ein Netz geschützt. Jetzt, nachdem ich das alles mal live gesehen habe kann ich sagen, dass es gar nicht so schlimm war. Gut, ich habe auch keine Rattenphobie. Aber die Ratten verteilen sich in der Tempelanlage und man kommt eigentlich nicht in Berührung mit ihnen. Jedoch sollte man nicht sehr geruchsempfindlich sein, denn man kann sich ja vorstellen, wie 20.000 Ratten und deren Exkremente riechen (naja, auf solch einer Reise sollte man generell nicht sehr empfindlich sein, was Gerüche und Sauberkeit angeht). Das einzige was ich etwas eklig fand, war der schmutzige, klebrige Boden der sich auf meinen Socken verewigt hat. Aber ich war sehr froh, dass ich Socken anhatte! Jetzt hat sich wenigstens auch die Tollwut Impfung gelohnt J!

VIDEO RATTENTEMPEL

Zurück in unserer Unterkunft haben wir erst einmal geduscht und dann ein super leckeres Abendessen auf der Terrasse genossen.

You Might Also Like

0 Kommentare